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This page is in German. An interview with the crypto pioneer Friedrich Ludwig Bauer.

 

 

Seite 3 von 3 Ein Interview mit dem Kryptologen Friedrich Ludwig Bauer, 1996
Friedrich Ludwig Bauer 2004

 

O-Ton Bauer über Enigma Take 2: Public Keys (ca. 20 Minuten)

Der Inhalt in Stichworten. Die Hersteller von Krypto-Soft- und Hardware sind neben den „Diensten“ (also Geheimdienstbehörden) Privatfirmen. Die Gesetzgebung, wie frei diese Firmen entwickeln können, ist in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich. Sehr liberal in Deutschland, weniger liberal in England, in Frankreich müssen Verschlüssgelungsalgorithmen staatlich abgenickt werden, in den USA gibt es die (Clipper-Chip) Diskussion zu dem Thema.

Bauer hat in seinen Pioniervorlesungen zur Informatik sowohl State of the Art der Verschlüsselung, als auch die Geschichte der Kryptologie gelehrt. Bei der Kryptoanalyse gibt es unter Umständen Interessenskonflikte mit der Staatsgewalt (Hacken). Doch darf man soolche Themen in der Lehre nicht unterdrücken, nur weil sie von „schlechten“ Leuten missbraucht werden können.

Bauer hatte in seinen frühen Kryptologie-Vorlesungen um 1977 Besuch von BND-Beamten, die wissen wollten, was da lief.
 
Matrizenrechnung, injektive Abbildungen – diese grundlegenden Methoden in der Verschlüsselung sind mathematisch trivial, gehören zu jedem Ingenieursstudium dazu. Aber in Kryptokreisen waren sie weniger gängig. Die Fachmathematiker (wie Turing) schrieben auch keine Lehrbücher, und wenn, nur für den „internen Gebrauch“.

Mit dem PC kann man heute eigene kryptologische Verfahren entwickeln. Entscheidend beim Brechen von Codes ist aber nicht Rechenpower, sondern es sind mathematische Ideen.

Öffentliche Schlüssel (Public Keys) sind ein aktueller Trend und erst durch PCs und Netzwerke möglich und sinnvoll. Für Computernetze sind diese unsymmetrischen Chiffrierungen ideal. Es könnte aber auch nur eine Mode sein. Nach dem heutigen Stand (1996) bieten symmetrische Verfahren nicht so viel Sicherheit wie symmetriesche, und der Glaube an sie setzt stark auf die Hoffnung, nicht gebrochen zu werden.

PGP (von Phil Zimmermann) macht Empfängern von verschlüsselten Emails in Frankreich Probleme, weil es da verboten ist, verschlüsselt zu kommunizieren. Zimmermann hat sich mit PGP vermutlich einen Scherz erlaubt. Was private Mails angeht: Die NSA wird sich kaum dafür interessieren.

Eine einigermaßen ernsthaft programmierte Kryptotelefon-Verschlüsselung lässt sich mit dem PC nicht in vernünftigem Zeitrahmen knacken. Würde ich mehr Aufwand treiben, fiele es vielleicht einer Behörde auf, die mit richterlicher Anordnung mein Vorhaben überwachen könnte. Bei öffentlichen Schlüsseln liegt das Verfahren offen. Bei der zweiseitigen, geheimen Verschlüsselung eines Kryptotelefons dagegen nicht.

 

 

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